Graffiti ist von Natur aus ein Medium, das für seine rebellische Haltung und seine Tendenz, die Regeln zu brechen, bekannt ist. Allerdings gibt es auch Orte, an denen Graffiti ausdrücklich erlaubt und gefördert wird: die sogenannten ‚Hall of Fames‘. Sie bieten Künstlern einen legalen Raum, um ihre Kreativität auszudrücken und ihre Fähigkeiten zu verbessern, und dienen gleichzeitig als Galerien im öffentlichen Raum, die für jedermann zugänglich sind.
Hall of Fames entstanden zunächst in den 1980er Jahren in den USA als eine Form des Wandmalens und breiteten sich dann weltweit aus. Sie finden sich oft an Orten wie Tunneln, Brücken oder verlassenen Industrieanlagen – Orten, die oft wenig Beachtung finden, bis sie durch die Farben und Formen der Graffiti-Künstler zum Leben erweckt werden.
Hall of Fames dienen nicht nur als legale Plattformen für Künstler, sondern auch als Gemeinschaftsräume, in denen sich Graffiti-Künstler treffen, zusammenarbeiten und voneinander lernen können. Sie können eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der lokalen Kultur und Identität einer Stadt spielen, indem sie zur ästhetischen Vielfalt beitragen und einen Ausdruck der lokalen Kreativität darstellen.
Allerdings ist die Existenz von Hall of Fames nicht ohne Kontroversen. Einige Kritiker argumentieren, dass die Legalisierung von Graffiti an bestimmten Orten die rebellische Natur der Kunstform untergräbt und sie zu einer Form der institutionalisierten Kunst macht. Andere sehen sie als wertvolle Instrumente zur Förderung der künstlerischen Ausdrucksfreiheit und zur Transformation vernachlässigter städtischer Räume.
Unabhängig von den Meinungsverschiedenheiten bleibt die Rolle der Hall of Fames in der Graffiti-Kultur unbestreitbar wichtig. Sie sind Orte, an denen sich das künstlerische Talent und die Kreativität der Graffiti-Künstler voll entfalten können, und sie bieten den Betrachtern eine ständig wechselnde Ausstellung von Kunstwerken, die die dynamische und lebendige Natur von Graffiti hervorheben.
Ein Beispiel für eine Hall of Fame ist unter der König-Karls-Brücke in Bad Cannstatt zu finden. Sie ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und repräsentiert einen der wenigen Orte in Stuttgart, an denen Graffiti-Writer legal zur Spraydose greifen können. Die Hall of Fame in Stuttgart fungiert auch hier als eine Art Leinwand, auf der Künstler ihre Werke präsentieren und so zur vielfältigen kulturellen Landschaft der Stadt beitragen.